Slovakiaring, 26.10.2009

Ziemlich lange wurden in der Szene über den Slovakiaring nur Gerüchte ausgetauscht und diskutiert.
Jetzt wurde endlich gefahren!

Slovakiaring, klick mich zum vergrößernSlovakiaring Turm, klick mich zum vergrößernFast 5 Jahre ist es her. Ein damals nach langen Bemühungen endgültig gescheitertes Rennstreckenprojekt nahe der slowenischen Adriaküste lies uns klar erkennen dass das Tor zu einer neuen Strecke innerhalb der EU im Begriff war sich für immer zu schließen. Eine Erkenntnis wie ein Herzstich. Demnächst ist in der EU Schluss. Und zwar endgültig. Was tun? Bei aller Rennsportbegeisterung ist Berger Motorsport ein paar Nummern zu klein um ein derartiges Großprojekt zu finanzieren. Außerdem sind die Finanzen wie man z.B. in Zeltweg gesehen hat gar nicht das wirkliche Problem. Die Baugenehmigung ist die Hürde die es primär zu nehmen gilt. Und wie unglaublich hoch diese Hürde heutzutage in der Realität ist lässt sich erahnen wenn man sich in Erinnerung ruft dass es selbst der Dosengigant Red Bull nicht geschafft hat diese Hürde beim damals geplanten Projekt “Ö-Ring neu“ zu überspringen.Hier gehts zur Slovakiaring Homepage

Aber die Endgültigkeit der sich am Horizont abzeichnenden Entwicklungen im EU Recht motivierte uns trotzdem wenigstens hypothetische Überlegungen anzustellen. Geht vielleicht doch noch etwas? Eine Erkenntnis setzte sich dabei recht schnell durch: Wenn überhaupt dann war so ein Projekt in unseren Breiten nur noch in der Slowakei denkbar. Ein erster spontan durchgeführter Lokalaugenschein vor Ort zeigte dass wenigstens topografisch nichts im Wege zu stehen scheint. Diese Reise in die slowakische Einöde im Winter 2004 war der erste Schritt auf einem langen steinigen Weg, an dessen Ende Dank einer verrückten Idee, einer handvoll slowakischer Idealisten die bis zum Umfallen kämpften und wagemutiger Investoren ein Traum aus Asphalt und Speed Realität wurde.

 

Slovakiaring TrbüneUnd nun, fünf Jahre, eine Regierungsumbildung, eine ausgewachsene Wirtschaftskrise und viele graue Haare später dürfen wir auf diesem wahr gewordenem Traum am 26.10. den ersten Raceday abhalten. Und hatten dabei sogar die nötige Portion Wetterglück. Trotz Wintereinbruchs in den Tagen zuvor erwischten wir pünktlich zum Feiertag ein Temperaturhoch mit angenehmen 18 Grad und trockener Strecke.

Am Publikum ließ sich gut ablesen wie groß die Neugierde auf die neue High Speed Strecke in der Szene war, denn in das Stammpublikum der üblichen Verdächtigen mischten sich auch etliche Fahrer die sonst in anderen Meisterschaften unterwegs sind und einige Haudegen aus alten ÖM Zeiten. Wir waren natürlich sehr gespannt auf die ersten Reaktionen der Fahrer. Und die waren positiv bis euphorisch. Die Streckenführung mit ihren langen Geraden, schnellen Kurven und den Schwerelosigkeit generierenden Hügeln setzte Adrenalin und Emotionen frei und selbst altgediente Racer wie der zigfachen Staatsmeister der 80er und 90er Jahre Karl Truchsess zeigten sich  begeistert. Von “Whow, was für eine Anlage!“ über “Alter Schwede, da braucht man ja einen 7. Gang“ bis zu “Ich will nach Hause zu meiner Mama!“ war so ziemlich alles zu hören. Kritische Stimmen die z.B. die fehlenden Kerbs (und andere Orientierungspunkte an der Strecke) oder die geringe Anzahl der Sanitärräume bemängelten verstummten so bald klar war dass diese und auch noch einige andere Arbeiten im kommenden Winter erledigt werden.

Klasse „Hobby Attack“

Herbert Förster, Poleposition und Sieg Klasse "Hobby Attack"Erst in der heurigen Saison eingeführt hat sich diese Klasse bei den Fahrern sofort etabliert und wird daher auch 2010 fixer Bestandteil der Racedays© sein. Das per Rundenzeitenlimit speziell auf Hobbyfahrer und Einsteiger zugeschnittene Reglement erfreut sich großer Beliebtheit und bewirkte heuer dass bei einigen Events in dieser Klasse das größte Starterfeld zu finden war. Beim ersten Slovakiaring Event stellten sich 42 Fahrer dem Qualifying dieser Klasse. Nicht ganz einfach war es auf einer neuen Strecke das “richtige“ Rundenzeitenlimit zu finden. Doch wie sich herausstellte waren die 2:33 die wir fixierten goldrichtig gewählt und harmonierte perfekt mit dem Teilnehmerschnitt des Events. Obwohl es in dieser Klasse kein Hubraum oder Tuninglimit gibt und der Slovakiaring ein verdammt schneller Kurs ist sicherte sich mit Herbert Förster ein 600er Pilot die Poleposition.

Start Klasse Hobby AttackDoch der Weg zur ersten Kurve ist ein langer und 600er werden aus dem Stand dort von 1000ern schneller inhaliert als ein Banker sich nen Bonus krallt. Als erster kommt Michael Beer auf einer der letzten noch vollständig erhaltenen Ur-R1sen beim ersten Eck an. Dank schneller Reaktion an der Ampel und einem Bremspunkt jenseits der Schongrenze für gut erhaltene Legenden aus Japan kann er für ein noch so junges Rennen einen beachtlichen Vorsprung am Scheitelpunkt der ersten Ecke vorweisen. Aber auch Robert Wilhelmer (Aprilia Falco), Karl Gastager (GSX-R), Andi Kofler (GSX-R), Herbert Oblak (GSX-R) und Mario Juhos (ZX-6R) erwischen einen guten Start. Zumindest einen viel besseren als Pole-Mann Förster der mit seiner 03er R6 erst als 7 das Visum für die erste Ecke kriegt. Nach Kurve 1 folgen am Slovakiaring gleich 3 erfrischende Wellnesszonen innerhalb von einem Kilometer die Stimmung in die Führungsgruppe brachten. Die mit Vollgas blind zu nehmende Kuppe 1 (mit eingebautem Knick) die nahtlos in eine ultraschnelle 5. Gang Kurve und Kuppe 2 samt Blindsprung in ein Brachialbremsmanöver übergeht sorgte für geweitete Pupillen und erste Änderungen der Strecke gut, Platzierung gut, Stimmung gut!Rangordnung. Während Beer nach wie vor einen relativ komfortablen Vorsprung innehatte, konnte Förster Plätze gut machen und sich auf Platz 5 vorkämpfen. In Runde 2 konnte Oblak nicht nur Platz 2 übernehmen sondern auch die Lücke zum führenden Beer fast schließen. Förster übernahm fast unbemerkt Platz 3 vor der Verfolgergruppe wo sich Wilhelmer, Gastager, Kofler und Juhos wechselseitig darauf hinwiesen dass mit eingelegten 6er in Begrenzernähe keine Freundschaften gepflegt werden. Das schöne Gefecht wurde mit Szenenapplaus auf der Tribüne bedacht. Runde 3 stand im Zeichen von Polesetter Förster. Der Pensionist der schon in den 60ern Rennen fuhr, in den 80ern auf der Isle of Man antrat und sogar Langstrecken WM Läufe bestritt quetschte seine nicht mehr ganz unversehrte R6 so rabiat aus dass er innerhalb 1,5 Runden erst Oblak überholte und dann, nach einem Verbremser des führenden Beer, sogar die Führung übernahm. Förster, der wegen seines brustschwachen Hauptsponsors (PVA) nicht annähernd so oft fährt wie er gerne möchte, lies sich die seltene Chance auf den obersten Stockerlplatz nicht mehr nehmen. Er, der seit Jahren bei den Racedays© immer den anderen die Pokale überreicht holte sich diesmal nach vielen Pokallosen Jahren endlich “seinen“ Racedays©-Häfen. Das Gefecht um Platz 2 gewinnt Beer 9 Zehntel vor Oblak der sich fast noch die schnellste Rennrunde geschnappt hätte. Einen einsamen 4 Platz brachte Andi Kofler ins Ziel, seine Zeiten hätten für Platz 2 gereicht. Den knappen Dreikampf um Platz 5 (3 Mann innerhalb von 4 Zehntel) gewinnt Gastager vor Juhos und Kottinger der sich dabei  in der Hitze des Gefechts mit 2:31,315 die schnellste Rennrunde sicherte.

Hier die Ergebnisliste.
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Klasse -600

Poleposition Klasse -600: Kevin KreutzerIm Qualifying der 600er überraschten 2 Dinge. Erstens waren die Zeitenabstände anders als man es sonst gewohnt ist relativ groß ausgefallen und zweitens holte ein erst 16 Jähriger die Poleposition. Kevin, Sohn des Salzburger Tuners Heinz Kreutzer (HK –Motors) fand die Strecke “eh cool“ und stellte seine GSX-R 600 daher auch respektlos mit 2:21,407 auf Platz 1 vor den Routiniers Kernstock, Seiwald, Lang und Orman. Auch das Rennen geizte nicht mit Überraschungen. Adi Kernstock (ZX-6R) reagierte beim Start am schnellsten doch noch in der ersten Runde setzte sich Kevin Kreutzer (GSX-R 600) an die Spitze. Hinter den beiden reihten sich Michi Lang (ZX-6R), Josef Seiwald (R6), Agah Orman (ZX-6R) und Peter Benderle (CBR 600) ein. Die Show des Rennens spielte sich aber an der Spitze ab wo Kreutzer und Kernstock Runde um Runde schneller wurden. Aber auch dahinter um Platz 3 entwickelte sich ein Zweikampf zwischen Lang und Seiwald. Zu Rennmitte quetscht sich Seiwald mit tanzendem Hinterrad nach Kuppe 3 an Lang vorbei, dahinter fährt Orman ein einsames Rennen auf Platz 5. Um Platz 6 Streiten anfangs Benderle, Vojko, Landmann, Schonhofer und Sadl der sich mit einem sehenswerten Verbremser nach Kuppe 2 selber aus der Gruppe schießt und am Ende 11. wird. Obwohl fast alle Fahrer nach den ersten Runden mit dem Wo gehts lang?tiefem Brustton der Erfahrung den Slovakiaring als „reine 1000er Strecke“ schubladisierten ging nun im 600er Rennen vorne geht die Post mit 17er Zeiten ab. Kreutzer und Kernstock pushten sich derart dass der Rest des Feldes um fast 1 Minute distanziert wurde! Am Ende holte Kevin Kreutzer mit der schnellsten Rennrunde (2:17,633 was in der Klasse +600 für Platz 5 gereicht hätte) den Sieg mit nur 9 Zehntel Vorsprung auf Kernstock. Platz 3 ging an Seiwald der die Revanche-Attacken von Lang um hauchdünne 5 Zehntel abwehren konnte. Hinter Orman (fünfter) bot die 5 Mann Gruppe um Benderle, Landmann, Vojko, Schonhofer und Hackl eine publikumswirksame Show in der sich Benderle immer wieder auf der Bremse durchsetzte. Im Ziel trennten die 5 Streithähne nur 1,5 Sekunden!

Hier die Ergebnisse: Qualifying und Rennen
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Klasse +600

Poleposition Klasse +600: Harald WiesnerIm Qualifying dominierte Harald Wiesner (ZX-10R) und sicherte sich mit 2:16,893 die Poleposition vor Didi Berger (GSX-R 1000), Heli Schleindlhuber (GSX-R 1000), Stefan Klabacher (R1), Michi Richter (GSX-R 1000), Fred Habjanic (GSX-R 1000)  und Robert Sega (R1). Wobei man anmerken muss dass die ersten beiden listigerweise schon in den Wochen zuvor am Slovakiaring trainierten und dadurch einen Trainingsvorsprung hatten. Neben den aktuellen ÖM Fahrern Schleindlhuber und Richter traten auch ältere Fahrergenerationen wie Stefan Klabacher oder Karl Truchsess an der eine bussifein vorbereitete RSV-4 in Startreihe 2 stellte. 46 Fahrer bestritten das Qualifying der großen Klasse. Den Start gewann der aktuelle Superbike ÖM Champion Helmut Schleindlhuber (GSX-R 1000) der vor Manfred Koch (GSX-R 1000), Fred Habjanic (GSX-R 1000), Harald Wiesner (ZX-10R), Michael Richter (GSX-R 1000) und Racedays© Meister Robert Sega (R1) ins erste Eck abbog. Bis in Runde 3 blieb die Reihung in der Spitzengruppe fast unverändert, dann begann Wiesner Druck zu machen. Zuerst ging er in Runde 4 an Habjanic vorbei und schloss die kleine Lücke zu Koch der den führenden Schleindlhuber mit Minimalabstand folgte. Eine Runde später ging Wiesner auch an Koch auf Die Slovakiaring Crew war sichtlich bemühtPlatz 2 vorbei und klebte sich an Schleindlhubers Hinterrad wo er den Rest des Rennens dem Superbike Meister das Leben schwer machte. Bei seinen Attacken konnte Wiesner in der letzten Runde mit 2:16,314 die schnellste Rennrunde für sich verbuchen. Aber an Schleindlhuber führte kein Weg vorbei, er holte mit 8 Zehntel Vorsprung den Sieg in der großen Klasse. Um Platz 3 gab es einen mit nahezu identischen Zeiten ausgefochtenen Zweikampf zwischen Koch und Habjanic wobei Koch knapp die Oberhand behielt. Um Platz 5 tobte das ganze Rennen über ein Dreikampf zwischen Richter, Sega und Weber, der erst in der letzten Runde durch einen kleinen Fehler von Richter zugunsten von Sega entschieden wurde.


Hier die Ergebnisse: Qualifying und Rennen 
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